Expertentag Zeitarbeit 2017: Recht, Vertrieb, Recruiting und jede Menge Spaß
Wow – es war uns ein Fest! Mit knapp 150 Gästen fand am 9. Februar 2017 der 5. Expertentag Zeitarbeit statt. Die Teilnehmer waren aus allen Teilen der Republik nach Köln angereist, um sich über die aktuellen Themen in der Personaldienstleistung rund um Vertrieb, Recruiting und Recht zu informieren. Vielen Dank an alle Teilnehmer, Gäste, an das Team, unsere Sponsoren und die Crew des Radisson Blu!
Der Expertentag Zeitarbeit zählt mittlerweile zu den fest etablierten Veranstaltungen für die Zeitarbeitsbranche – und für viele Führungskräfte der Branche quasi schon zu einem „Pflichttermin“ im Kalender. Das merkt man nicht nur an der jährlich steigenden Teilnehmerzahl, sondern auch daran, dass die Tickets bereits rund drei Wochen vor Veranstaltung ausverkauft waren. So trafen sich insgesamt rund 150 Teilnehmer, Gäste und Sponsoren zur Jahresauftaktveranstaltung der Branche im Kölner Radisson Blu Hotel.
Anfragen entgegennehmen kann doch jeder! Oder?
Der erste Paukenschlag gleich zu Beginn der Veranstaltung. Nicole Truchseß schilderte ihre Erfahrungen mit dem Anfragemanagement bei Personaldienstleistern – und zwar aus eigenen (leidvollen) Erfahrungen. Auf Mitarbeitersuche für den kaufmännischen Bereich wurden 10 renommierte Dienstleister aus dem Rhein-Neckar-Raum telefonisch angefragt.
Die Ergebnisse waren – positiv formuliert – überraschend: Die Zahl der Dienstleister, die sich für die Anfrage (Achtung: Kunde droht mit Auftrag) bedankt, einen Besuchstermin vereinbart oder konkrete Nachfasstermine vereinbart haben, lag bei Null. Keiner. Kein einziger. Vier von zehn haben sich auf die Anfrage hin nie wieder gemeldet, von nur zwei Dienstleistern wurden entsprechende Mitarbeiter vorgeschlagen. Gute Customer Experience sieht anders aus. Das ein oder andere Raunen, das bei der Präsentation im Raum zu hören war, lässt darauf schließen, dass sich der eine oder andere Dienstleister durchaus ein wenig ertappt fühlte… 😉
Checklisten für die telefonische Auftragsannahme können da helfen. „Lieber fünf Fragen von der Checkliste abgelesen, als authentisch voll versagt“ war eine Kernaussage von Nicole Truchseß. Bei einer schriftlichen Anfrage waren die Ergebnisse durchwegs besser. Hier reagierten die angefragten Dienstleister schneller, qualifizierter und mit spürbar mehr Engagement und Interesse.
Die Zeitarbeit muss sich erneuern
Mit der provokanten Frage, ob der Veranstaltungstitel „Expertentag Zeitarbeit“ denn noch zeitgemäß sei, startete Julia Große-Wilde vom Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) ihre Keynote. Denn die klassische Zeitarbeit von Früher wird es in Zukunft auf dem Markt schwer haben.
Anhand zahlreicher Beispiele zeigte sie auf, aus welchen Gründen sich die Zeitarbeitsbranche erneuern muss: Demografischer Wandel, Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sowie der Fachkräftemangel seien die bekannten Themen. Mit der Digitalisierung und sich verändernden Arbeitswelten stünden der Branche jedoch zahlreiche neue Herausforderungen ins Haus.
Um diese zu bewältigen, müssen Dienstleister sich Innovationen öffnen, sie verstehen und für sich zu nutzen wissen. Denn die politischen Rahmenbedingungen würden auf Sicht nicht einfacher werden – wie es die aktuelle Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes sowie weitergehende Forderungen insbesondere von Seiten der SPD in ihren Wahlprogrammen belegen.
Sich zum „Rudi“ des Kunden machen…
Viel zu lachen hatten die Gäste beim Auftritt von Michael Rossié. Mit charmanter Art und einer ordentlichen Prise Humor führte der Schauspieler, Speaker und Buchautor vor Augen, worauf es im Business ankommt. Auf Zwischenmenschlichkeit und Authenzität. Darauf, einfach „ein netter Mensch“ zu sein.
Es gehe darum, Bindungen zu schaffen und „zum Rudi Ihres Kunden“ zu werden. Rudi? Rudi ist (s)ein Versicherungsmensch. Der, bei dem eben alle versichert sind. Weil man den Rudi kennt, weil man ihm vertraut. Weil man beim Rudi versichert ist – und nicht bei irgendeiner Versicherung. Weil Menschen bei Menschen kaufen und nicht bei Unternehmen.
Kennzahlen im Recruiting: Von CPH, TTF, TTH – und WTF
„Zahlen, Daten und Fakten – das klingt ziemlich trocken. Und Mathe war nie mein Lieblingsfach.“ Dass Zahlen aber dennoch eine gewisse Faszination haben können, bewies Andreas Schöning bei seinem Vortrag rund um das Thema der Kennzahlen im Recruiting auf. Zahlen haben den Vorteil, dass sie so schön eindeutig sind und Entwicklungen ganz nüchtern aufzeigen.
„Bei KPIs im Recruiting geht es am Ende immer um Wirtschaftlichkeit. Um Ihr Geld. Um Kohle, Kies, Asche, Flocken.“ Egal, ob man die Cost per Hire, Applications per Channel, Time to Hire oder die Retention Rate misst – die Kennzahlen zeigen wunderbar auf, an welcher Stelle optimiert werden kann. Insbesondere dann wenn man die Abhängigkeiten der einzelnen Kennzahlen kennenlernt. „Sie können die Qualität der Bewerbungen erhöhen und gleichzeitig die Cost per Hire senken – wenn Sie auf die richtigen Kanäle setzen. Nur: Dafür brauchen Sie die richtigen Kennzahlen“.
Damit die illustren Abkürzungen der Recruiting-KPIs wie CPH, TTF, TTH und APC nicht zu einem „WTF??!?“ führen, bekamen die Gäste des Expertentag Zeitarbeit noch einige Praxistipps mit auf den Weg, wie man die Messung von Kennzahlen im Recruiting einführen kann und wie man Stolpersteine auf dem Weg dorthin aus dem Weg räumen kann. „Einfach machen!“ lautete die Empfehlung von Andreas Schöning. „Mit Bordmitteln wie Excel oder Google Tabellen starten – und dann Spaß an der Optimierung haben“.
25% Preisnachlass durch ein „Orrrr!“
Preisverhandlungen – eines der Lieblingsthemen von Markus Brandl. Und immer wieder erstaunlich, wie einfach es Kunden gemacht wird, mal eben den Preis signifikant zu senken. Ohne große „Gegenwehr“, ohne großes Verhandeln.
Markus Brandl präsentierte ein Beispiel aus der eigenen Praxis: Kreditanfrage bei einer Bank. Unterlagen eingereicht, Kreditzusage bekommen, der Banker stolz: „Da kann ich Ihnen 3,9% anbieten“. Brandl: „Orrrr!“ Der Banker: „Nun, ja, ähm, also lassen Sie mich noch mal nachrechnen, da werden wir mit dem spitzen Bleistift noch mal kalkulieren.“ Tags drauf das neue Angebot der Bank: 2,9%. Fünfundzwanzig Prozent (in Zahlen: 25%) Preisnachlass durch ein „Orrrr!“ Fantastisch – oder?
Eigentlich gar nicht, wenn man genauer nachrechnet. Denn was in der täglichen Praxis der Zeitarbeit Gang und Gäbe ist („Chef, 10 Cent weniger im Verrechnungssatz die Stunde, ist doch ok, oder?!“) kumuliert sich bei genauerer Betrachtung zu ganz schön großen Summen. Was bei einem Mitarbeiter gerade mal gut 15 Euro im Monat ausmacht, summiert sich bei 50 Preisreduzierungen im Jahr bereits auf rund 8.340 Euro – oder bei 10 Niederlassungen auf die stolze Summe von 83.400 Euro. Und das alles wegen 10 Cent.
Brandls Tipps: In der Preisverhandlung auf Zeit spielen (je länger die Verhandlung dauert, desto geringer die Nachlasserwartung des Kunden), inhaltlich sauber vergleichen und vor allem: Zugeständnisse immer als Win-Win-Situationen verhandeln. Wie man diese identifiziert? Einfach mal wieder die komplette Kalkulation der Stundensätze überprüfen – was steckt da alles drin und wo kann uns der Kunde entgegenkommen, damit wir ihm entgegenkommen.
Recht aktuell: Die AÜG-Reform im Fokus
Schon Tradition beim Expertentag Zeitarbeit: Die Übersicht über die aktuellen Rechtsfragen der Branche von Dr. Adrian Hurst. Dieses Mal stand ganz klar die AÜG-Reform im Fokus. Ein komplexes Gesetz mit diversen Stolperfallen und Fallstricken. Oder, wie Hurst sagt: „Einfach schlecht gemacht“.
Dass man die juristische Komplexität dennoch einfach und verständlich darstellen kann, bewies Adrian Hurst ein ums andere Mal in seinem Vortrag und klärte über die vorherrschenden Fragestellungen zu Equal Pay, Höchstüberlassungsdauer, Dokumentationspflichten und Rechtsfolge auf.
Nach der abschließenden Fragerunde waren sich die Teilnehmer einig, dass durch die Ausführungen des Rechtsanwalts nun definitiv mehr Klarheit herrsche.
Rundum ein gelungener Expertentag Zeitarbeit!
„Super!“, „spannend“, „einfach klasse!“, „ein toller Tag“, „wir sind nächstes Jahr wieder dabei, „Wow“ – ich könnte die Liste der Feedbacks nach der Veranstaltung hier noch beliebig verlängern. Vielen, vielen Dank an alle Teilnehmer – Sie waren alle voll des Lobes für die Veranstaltung die Organisation und die Vorträge. Wir verneigen uns vor Ihnen!
Ein herzliches Dankeschön auch an unsere treuen Sponsoren und Aussteller, die den Expertentag Zeitarbeit mitunter schon seit Anfang an begleiten. Wie auch in den Vorjahren waren die Vertreter von uvex, GermanPersonnel, Landwehr und dem Mitarbeitermagazin »Zwei« mit einem Messestand vor Ort vertreten und hatten in den Pausen und beim Kölsch nach der Veranstaltung die Gelegenheit zum intensiven Austausch mit den Teilnehmern genutzt. Über den Neuzugang von onreco bei den Ausstellern haben wir uns sehr gefreut – und auch hier bereits eine Zusage für 2018 erhalten. Vielen Dank!
Ohne ein tolles Team, das im Hintergrund alles organisiert, gemanaged und sich gekümmert hat, wäre eine solche Veranstaltung natürlich nicht möglich. Unser herzliches Dankeschön geht an das Orga-Team von markenfrische und Truchseß & Brandl: Merci beaucoup Aline, Nina, Sandy, Jan und Peter.
Fotos: © Wim Woeber
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